Heisse Hunde
Hirnrissige
Geschichten und ein Stück Karibik
Haymon Verlag, 1997
ARBEITSBUCH ZUM FALL DES WEISSEN UNO
0508.
"Die Revolte gegen die Kontrolle führt in die Abhängigkeit." Ist
häufiger vorgekommen, in letzter Zeit, auffällig: daß passende Zitate
wie von selbst vors Auto laufen. Das ist aber auch alles. Zitate.
0608.
Selbst: nichts mehr geschrieben. Halleluja. Seit Wochen. Oder, um
ehrlich zu sein, und warum nicht jetzt damit beginnen: seit Monaten.
Keine Zeile. Und Burroughs ist gestorben. Vor ein paar Tagen.
Halleluja. 100 Jahre Aspirin und 35 Marilyn.
0908. Mein Ex-Verleger benimmt sich, als wär er mein Ex-Mann.
1108.
Miete ist seit zwei Monaten fällig, schreibt man mir. Als ob ich das
nichts selbst wüßte. Pfändungsklage: War für mich früher einmal ein
guter Grund, um eine halbwegs akzeptable Kurzgeschichte zu schreiben
und zu Geld zu machen. Heute reicht der Kuckuck noch nicht einmal für
fünf miese Zeilen. Nebenan ist eine neue Mieterin eingezogen. Zwei
Koffer. Sonst nichts. Blond.
1208. Er glaubt es mir immer noch
nicht: daß ich nichts in der Schublade habe. Auf Diskette schon gar
nicht. Kein Romanmanuskript, keine Erzählung, nicht einmal ein Gedicht.
Und weil er es mir nicht glaubt, verdächtigt er den Verlag in der
Hauptstadt. Sie haben dich gekauft, gibs zu, sagt er. Nein, sag ich,
weil ich nichts zu verkaufen habe. Liebster, sagt er, mein Ex-Verleger,
der sich noch immer für meinen Verleger hält, du bist vielleicht nicht
die literarische Jahrhundertserscheinung, für die du dich hältst, aber
kostendeckend waren deine Bücher bisher immer noch. Das ist viel, in
Zeiten wie diesen. Und deshalb möchte ich dich nicht verlieren. Ist
angekommen, sag ich. Wenn ich mal wieder etwas hab, so in zweihundert
Jahren ungefähr... Verlaß mich nicht, sagt er. Verlaß dich nicht drauf,
sag ich. Zwei Stunden später bringt ein Bote eine Kiste Wein. Sechs
rote Chilenen. Wird mein Vermieter nicht in Zahlung nehmen, nehm ich
an. Und nachdem die erste Flasche leer ist, weiß ich, daß auch aus den
restlichen fünf kein Text entstehen wird. Und es liegt nicht am Wein.
1308. Flasche Schnaps geklaut. Der Rücken tut weh. Vielleicht helfen
Einreibungen.
1608. Einreibungen haben nicht geholfen. Schnaps auch nicht. Rücken tut
trotzdem nicht mehr weh.
1708. Finanzamt will Geld sehen. Ich auch. Können uns nicht einigen.
1808.
Besuch im Finanzamt. Drohe damit, am längeren Hebel zu sitzen. Meine
Bücher wird man noch lesen, wenn meine Steuerbescheide längst schon zu
Staub verfallen sind. Die Dame vom Finanzamt (Fisceuse?) sagt: dies ist
keine Voraussetzung im Sinne Paragraph 222 Abgabenordnung. Kann sein,
sag ich. Man wird so vernünftig, im Laufe der Zeit. Und älter.
1908.
Nachbarin trinkt viel Milch: heute drei Liter gezählt. vorgestern zwei.
Das Blond scheint Kunst zu sein. Hat gelächelt. Hab zurückgelächelt.
2208.
Sie mag meine Couch und liebt den chilenischen Roten: Eva Mikula,
Rumänin. Weil nur eine halbe Flasche die letzten Tage überlebt hatte,
habe ich meinen Verleger angerufen. Er läßt mir innerhalb einer Stunde
eine zweite Kiste zukommen. Dafür mußte ich ihm 70 Seiten versprechen,
lieferbar in drei Wochen. Daraus laß ich den Grafiker 120 Seiten
machen, sagt mein Verleger, Edeldruck, genau richtig für dein Publikum.
Er muß es gerochen haben: ich bin in einer Situation, in der ich zu
allem Ja sagen würde. Eva kann zugreifend sein.
2308. Nichts Neues. Eva trinkt immer noch keine Milch. Ich auch nicht.
2508.
Neue Kiste angefordert. Verleger möchte vorher zwei Seiten Konzept
sehen. Kommt per Fax, sage ich. Eine Stunde später kommen zwei Flaschen
(Rowan Brook. Cabernet Sauvignon. Canepa. Maipu, Chile) vorbei. Und ich
überlege immer noch, was man in ein Konzept schreibt, wenn man keines
hat. Um zu überlegen, lege ich mich in die Badewanne, noch haben sie
Strom und Wasser nicht abgezwackt. Eva spielt mit dem Schaum und dem,
was darunter schwimmt, und als ich mich frage, wer den nächsten
Chilenen aus der Küche holen wird, meldet sie sich freiwillig. Dann
liege ich allein in der Badewanne und rätsle, mit welchem meiner frühen
Romane ich mir das verdient habe. Als das Telefon klingelt, ruft Eva:
Ich mach schon.
2608. Eva ist hinter mein kleines Geheimnis
gekommen. Mein Verleger war, als er gestern ihre Stimme hörte, sehr
entsetzt: akuter Anfall kombinatorischer Intelligenz. Er hat Eva
klargemacht, wem die chilenischen Wohltaten zu verdanken sind, und was
er sich dafür erwartet. Und wann. Und daß er kein Verständnis für
Badewannenparties hat, solange ihm kein Konzept für ein neues Buch
vorliegt. Eva sagte: ja, Chef, ja, dann stand sie im Badezimmer, Schaum
auf den Oberschenkeln. Und mit fordernden Brüsten.
2708. Kater. Früher war man jünger. Wieso, weiß ich nicht.
2808.
Mein Ex-Verleger ruft an, Eva klopft an die Tür. Ich tu den beiden
nicht den Gefallen, zu sterben. Obwohl ich mich verdammt danach fühle.
Sie wollen nur an meinen Nachlaß ran. Als ob da einer wäre.
2908.
Entsinne mich meines Jugendfreundes: hatte mich, in Zeiten, wo diese
von unsereinem mit Gold aufgewogen wurden, als Ingenieur einer
Fertighausfirma mit Sperrplatten versorgt. Laubsägearbeiten, das Reh,
capucetto rosso, ein Drache. Der fliegende Seebert.
3008. Ich
war mit Sperrplatten so überversorgt, daß daraus ein schwunghafter
Handel entstand. Damals, das einzige Mal in meinem Leben, war ich
reich. Wo der Reichtum geblieben ist, weiß ich nicht.
Heute liege
ich im Bett und sehe Klosterfrauen um ein Nachttischlämpchen tanzen,
das gar nicht da ist. Dann wache ich auf, und mir fällt ein, daß mir
die Klosterfrauen erzählt wurden. Unsereinem bleiben sowieso nur die
räudigen weißen Mäuse.
0109. Stille. Ich sitze in meiner Küche
und schaue aus dem Fenster. In einem früheren Leben wünschte ich mir,
einmal in einer Rezension lesen zu können: der Autor ist ein
Verrückter; er weiß, was er tut.
Ich habe beschlossen, nicht mehr zu
schreiben. Eva klopft. Verleger ruft nicht an. Ich sitze in meiner
Küche und schaue aus dem Fenster. Stille.
0209. Werde wach, weil
sich an der Wohnungstür etwas tut. Zwangsräumung? Ein großer
Briefumschlag, durchgeschoben. Vielleicht ist eine Geschichte drin,
steht auf dem Umschlag. Sonst nichts. Ich schaue hinein:
Zeitungsartikel. Lege mich wieder ins Bett.
0309. Hunger, nach
sechzehn Stunden Schlaf. Kurz nach Mitternacht. Genehmige mir ein Kebab
beim Türken ums Eck. Blättere in den Zeitungsartikeln. Und fange an zu
lesen.
"Den drei Brüdern Savi, zwei Polizisten und ein LKW-Fahrer,
und drei weiteren Polizisten (siehe Kasten) wird vorgeworfen, gemeinsam
und in wechselnder Besetzung an die zwanzig Menschen umgebracht und
knappe hundert verletzt zu haben. Das ist mehr, als "RAF" oder "Brigate
Rosse" je auf ihrem Konto hatten."
Schiebe das Kebab zur Seite
und bestelle mir einen Raki. Vielleicht wird es ja noch. Ich weiß
nicht, ob ich will. Neue Überschrift.
"Die handelnden Personen. Eine vorläufige Liste."
Da meint es jemand gut mit mir. Ich lese weiter.
"Roberto
Savi, genannt "il monaco", "il corto". Chef der Gruppe, teilgeständig.
Saß in der Einsatzzentrale der Bologneser Quästur. Leitender
Polizeibeamter. In seiner Personalakte finden sich diverse Hinweise auf
Mißhandlungen von Verhafteten. Regelmäßige, tägliche Schießübungen.
Alberto
Savi, der kleine Bruder. Auch er Polizist in Bologna. Genannt "Luca",
"il buono". Teilgeständig. Verheiratet, ein Kind. Hat, nachdem die
Brüder Alberto und Fabio bereits verhaftet waren, betrübt um Versetzung
angesucht.
Fabio Savi, genannt "il lungo". LKW-Fahrer,
teilgeständig, geschieden. Seine Ex-Frau hat ihrem neuen Partner, einem
Polizisten, von den ihr bekannten Fällen erzählt. Er hat sie
ausgelacht. Seit drei Jahren ist Fabio Savi mit Eva Mikula liiert. Die
Rumänin ist die Kronzeugin der zur Zeit laufenden Untersuchung."
Ich schaue auf das Datum: der Zeitungsausschnitt ist eineinhalb Jahre
alt. Und die Kronzeugin meine Nachbarin.
"Pietro Gugliotta, Polizeibeamter. Hat seine Beteiligung an einigen
Überfällen gestanden.
Mario
Occhiopinti. Vizechef der Drogenkommission der Bologneser Polizei,
beliebter Gewerkschaftler. Hat, als es zur Verhaftung kommen sollte,
seine Frau und seine zwei Kinder "als Geiseln" genommen.
Luca Valicelli, agente scelto, arbeitete an der Polizeischule. Hat
seine Beteiligung an einigen Überfällen bereits gestanden."
Das
könnte, denke ich, deine neue Geschichte sein. Hat alles, was notwendig
und gefragt ist. Mord und Totschlag, law and order. Und Eva.
0409. Waren die Augen wieder größer als der Magen. Und der Kühlschrank
kleiner als der Hunger.
Kartoffeln
mit Butter, Pfeffer und Salz. Formidable. Jetzt gibt es keine Ausrede
mehr. Mach dich an die Zeitungsausschnitte, Sklave. Ich notiere.
"Chronologie des laufenden Wahnsinns.
3.
April 1987, Cesena. Auf einem Teilstück der A14 wird ein Polizist
erschossen, ein weiterer verletzt. Eva Edit Mikula, die 19jährige
Freundin des LKw-Fahrers Fabio Savi beschuldigt diesen und seine zwei
bei der Polizei arbeitenden Brüder als Täter.
20. Juni 1987,
Pesaro. Überfall auf eine Mautstelle der A13, einige hunderttausend
Lire Beute. Roberto Savi hat die Tat gestanden. Es folgen weitere
Überfälle auf Mautstellen.
19. Februar 1988, Casalecchio sul
Reno. Nachdem es bereits zu einer Reihe von gewalttätigen Überfällen
auf die "roten" COOP-Supermärkte der Emilia-Romagna gekommen ist, wird
bei einem weiter Überfall zwar kein Geld erbeutet, am Tatort bleiben
allerdings ein Toter und drei Verletzte zurück. Tatmerkmale: drei
Männer, ein weißer Uno, ein Gewehr Beretta AR70 und ein Revolver 357er
Magnum als Waffe. Die Täter schießen auch auf umstehende Häuser.
20.
April 1988, Castelmaggiore. Überfall auf einen COOP-Supermarket, zwei
Carabinieri werden niedergeschossen. Die Täter benützen einen weißen
Uno, nach ihrer Verhaftung findet sich im privaten Waffenlager der
Polizisten die zur Tat gehörige Waffe, eine 357er Magnum.
26.
Juni 1989, Corticella bei Bologna. Überfall auf einen COOP-Supermarket.
Weißer Uno, Tatwaffe eine AR70, ein Pensionist wird erschossen, vier
Wachleute verletzt.
18. Oktober 1989, Casalecchio bei Bologna.
Eine 59jährige Frau wird von zwei Männern mit vorgehaltener Pistole
gezwungen, ihnen ihr Auto zu überlassen. Sie wehrt sich nicht. Trotzdem
wird aus nächster Entfernung auf sie geschossen. Ebenso auf einen
dazukommenden Pensionisten. Beide bleiben unverletzt. Das Auto wird
später einige hundert Meter weit entfernt verlassen aufgefunden.
15.
Januar 1990, Bologna. Überfall auf ein Postamt. Die Täter werfen eine
Bombe (fünfundvierzig Verletzte) und flüchten (weißer Uno), ohne eine
Lire erbeutet zu haben.
6. Oktober 1990, Bologna. Versuchter
Handtaschenraub. Ein Augenzeuge, der sich das Kennzeichen des weißen
Uno notiert, wird auf offener Straße mit der schon bekannten 357er
Magnum hingerichtet."
0509. Es reicht erst mal. Allein gelassen
wie ich bin. Mein Ex-Verleger schweigt. Die Chilenen besuchen mich auch
nicht mehr. Von Eva vermute ich inzwischen, daß es sie gar nie gegeben
hat.
Und ich verzweifle an den Bullen: das
Preis-Leistungs-Verhältnis, der Pro-Kopf-Ertrag, den sie abliefern, ist
jenseits von Gut und Böse. Ich merke, wie ich wieder in
Verschwörungstheorien verfalle. Zum Beispiel, was das Solanin in
Kartoffeln betrifft. Hochgiftiges Alkaloid. Wenn das keine Möglichkeit
ist. Ich fühle mich schlagartig etwas unwohl und sichere (Beweisstück
Nummer zwei der Anklage, Euer Ehren) die Reste.
0609. Konnte
mich im allerletzten Augenblick davon abhalten, Kartoffelvergiftung mit
Kartoffelschnaps zu bekämpfen. Immerhin: Frühstück ist Frühstück. Egal,
um welche Uhrzeit.
In dieser Nacht sind die Savis durch mein
Zimmer gelaufen. Dann haben sie einen schwarzblau rauchenden rosa Fiat
Uno durchs Bild geschoben. Wollte helfen, als ich aufwachte.
Schäme mich jetzt dafür: einem Bullen helfen! Naja. Und dann beschließe
ich, zu arbeiten. Vielleicht hilft das. Ich lese weiter.
10.
Dezember 1990, Bologna. Überfall auf ein Nomadenlager. Aus einem weißen
Uno wird mit einer Pistole und einem Gewehr (AR70) auf die Wohnwägen
geschossen. Neun Verletzte.
19. Dezember 1990, Rimini. Auf die
Bar "Blue line", von der bekannt ist, daß sie von extracommunitari,
Einwanderern, besucht wird, wird geschossen. Ein Tunesier stirbt,
sieben weitere Kunden werden verletzt. Die Zeugin Mikula berichtet, daß
die Brüder Savi sich gebrüstet haben, wie "wir die fertig gemacht
haben".
23. Dezember 1990, Bologna. Aus einem weißen Uno wird
auf ein Zigeunerlager geschossen. Tatwaffen: ein AR70 und ein 357er
Magnum. Zwei tote Nomaden, zwei Verletzte, darunter ein sechsjähriges
Mädchen.
27. Dezember 1990, Castelmaggiore. Überfall auf eine
Tankstelle (maximal mögliche Ausbeute: ein paar Millionen Lire), ein
Kunde wird erschossen, der Betreiber verletzt (357er Magnum). Die Täter
flüchten in einem weißen Uno, nehmen einen Augenzeugen mit, der später
tot am Straßenrand aufgefunden wird. Ihm ist mit einer Beretta 98
special durch den Mund ins Hirn geschossen worden.
4. Januar
1991, Bologna. Drei Carabinieri werden erschossen. Laut Aussage der
Zeugin Mikula, weil kurz vorher ein Überfall auf ein Nomadenlager
mißlungen ist. Tathergang, -Auto und -Waffen (ein AR70, das im November
'94 bei den Brüdern Savi gefunden wird und eine 357er Magnum) stimmen
mit den anderen Fällen überein. Zur Zeit läuft ein Mordprozeß gegen
zwei Jugendliche und einen Vorbestraften, die die Tat allerdings immer
bestritten hatten.
15. Jänner 1991, Pianoro. Mordversuch mit einer 357er Magnum an einem
Carabiniere.
20. April 1991, Bologna. Ein Tankstellenpächter wird erschossen.
Verwendet wird wieder ein AR70 und die 357er Magnum.
2.
Mai 1991, Bologna. Im Waffengeschäft Ansaloni werden zwei Leichen
gefunden. Es ist das einzige Geschäft in Bologna, in dem man
unkompliziert Munition zu schweren Waffen wie die AR70 bekommt.
Tatwaffen: zwei Beretta 98 special, beide wurden inzwischen bei den
Brüdern Savi gefunden.
29. Mai 1991, Rimini. Drei Carabinieri werden angeschossen und verletzt.
19. Juni 1991, Cesena. Bei einem Überfall wird ein Tankstellenpächter
mit einer Beretta 98 special erschossen.
5.
Juli 1991, Riccione. Mit Dynamit wird versucht, sich Zugang zu einem
Postamt zu verschaffen. Es mißlingt. Zehn Tage später wird dem Direktor
des Postamtes und seinem Sohn, während sie nach Feierabend das Postamt
verlassen, in die Beine geschossen.
15. Juli 1991, Cesena. Überfall auf ein Postamt. Zwei Verletzte,
Tatwaffe Beretta.
9. August 1991, Rimini. Überfall auf ein Postamt, eine
Bombenexplosion verletzt einen Kunden.
18.
August 1991, Rimini. Aus einem weißen Uno wird mit einer Beretta 98
special auf ein Auto geschossen, in dem drei Farbige sitzen. Zwei
Senegalesen werden getötet, einer verletzt. Die Täter schießen noch auf
ein Auto mit Jugendlichen, die Zeugen der Szene wurden, und flüchten
dann.
28. August 1991, Pesaro. Raubüberfall, in dessen Verlauf zwei
Polizeibeamte verletzt werden, Tatwaffen die zwei Berettas.
10. August 1992, Cesena. Überfall auf den Credito Romagnolo, ein
Verletzter.
24. Februar 1992, Bologna. Banküberfall, ein Toter. Tatwaffe: Beretta
98 special.
3. März 1994, Bologna. Überfall auf die Banca di Imola, ein
Angestellter wird verletzt.
25. Mai 1994, Pesaro. Überfall auf die Cassa di Risparmio. Der Direktor
wird ermordet. Tatwaffe Beretta 98 special.
6. September 1994, Bologna. Überfall auf den Banco Adriatico.
21. Oktober 1994, Bologna. Überfall auf die Banca dell'Agricoltura.
Zwei Verletzte."
Eva
ist noch wach. Als sie die Zeitungsartikel in meiner Hand sieht,
lächelt sie. Wirst du eine Geschichte schreiben?, sagt sie. Erzähl mir
mehr, sage ich, und ich schreibe deine Geschichte. Ist es das, was du
von mir willst?, sagt Eva. Ich antworte nicht.
0709. Sechzehn
Stunden Band aufgenommen, Notizen, Seiten über Seiten, und ein Buch im
Kopf. Eva liegt auf der Couch und schläft. Manchmal weint sie im Schlaf.
Schicke
meinem Verleger ein Fax: Habe eine Geschichte für dich. Dreiundzwanzig
Leichen, hundert Verletzte, fünf Polizisten, ein LKW-Fahrer. Und ein
Rumänin. 160 Seiten, lieferbar in drei Monaten. Wie wärs mit
entsprechendem Akkonto?
Das Zitat vom 0508 wiedergefunden.
Lautet vollständig: "Die Revolte gegen die Kontrolle führt in die
Abhängigkeit. So wie die Geste der biografischen Revolte in die
Abhängigkeit von der Droge führt, die Geste gegen die politische
Kontrolle in die Abhängigkeit von Konstruktionen paranoider Systeme, so
führt auch die Revolte des Textes gegen seine Kontrolle (durch den
Autor als letzte Instanz gesellschaftlicher Macht) in die Abhängigkeit,
und zwar in die Abhängigkeit von der Sprache selbst."
0909. Habe einiges zu tun.
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